Zur Bedeutung von Preprint-Publikationen
In den Zeiten der Corona-Pandemie haben Portale, die sich mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen vor der eigentlichen peer-review-Publikation befassen, an Bedeutung und Zuspruch gewonnen. Man muss das kritisch sehen. Bei diesen Portalen (RXIV=archive als Akronym), etwa MedRXIV oder BioRXIV können Publikationen ohne Vorbegutachtung eingereicht und veröffentlicht werden. Dies bedingt eine erhebliche Beschleunigung des Publikationsprozesses, aber auch die Möglichkeit einer damit verbundenen Qualitätseinbuße. Dies war und ist in der Corona-Pandemiephase von Organisationen wie WHO, Wellcome Trust oder Zulassungesgremien (FDA, EMA) erwünscht, um dringend benötigte wissenschaftlich begründete Erkenntnisse der Wissenschaft, aber euch einem breitere Publikum unverzüglich zugänglich zu machen. Der Vorteil solcher Portale liegt einmal in dieser Vorgehensweise der raschen Verfügbarkeit, aber auch in der Tatsache, dass diese Portale von internationalen Zeitschriften, die aus diversen Gründen (z.B. Impact-Faktor-Steigerung) auf Beiträge angewiesen sind, regelmäßig gescannt werden.
Dazu zählen Auctores, Scientific Archives und andere „open access-OA“-Directories. Letztere, wie etwa bei DOAJ (Directory of Open Access Journals) bedingen freien Zugang zu den Artikeln und snd meist peer-reviewed. Unsere Studie mit dem Nachteil der geringen Probandenzahl, aber dennoch richtungweisenden Ergebnissen, wurde etwa vom Dtsch. Ärzteblatt o.a. abgelehnt. Wir haben mit der Vor-Veröffentlichung unserer Pedelecstudie bei MedRXIV (doi: https://doi.org/10.1101/2020.08.17.20157867) den Weg der preprint-Veröffentlichung beschritten und dabei zwei Vorteile genutzt: Einmal nutzten wir (nach aufwendigem submission process) den Vorteil des raschen und vollständigen preprints und zweitens den Vorteil, Interesse in der OA-Welt zu wecken. Dies gelang peer-reviewed und kostenbewehrt mit Scientific Archives (Archives of Orthopaedics (Arch Orthop, 2020, 1, 115 – 12). Inzwischen haben sich auch andern Zeitschriften , etwa das Int.J.Biomed.Res., für die Arbeit interessiert – leider zu spät.
Der Impactfactor jedoch, eine der wichtigen, aber auch umstrittenen Möglichkeiten der Qualitätsbeurteilung von Zeitschriften, beträgt in unserm Fall leider nur 0,55.
Die Welt der wissenschaftlichen Publikationen hat sich geändert.
Preprint und Open Access sind ernstzunehmende Alternativen geworden und haben bereits ihren Platz in dieser neuen Welt eingenommen. Man muss sich nur bewusst sein, dass man die Gefahr des Qualitätsverlusts sieht und vermeidet.
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